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Babys Gesundheit beginnt im Darm...

80% unserer Immunzellen befinden sich im Darm und schützen unsere Gesundheit vor schädlichen Eindringlingen. Unterstützung erhalten die Immunzellen dabei von unseren Darmbakterien. Bei der kindlichen Darmflora gibt es allerdings eine Besonderheit: Sie ist zunächst noch unreif, der Darm wird erst nach und nach mit Darmbakterien besiedelt. Die ersten Lebensmonate spielen hier eine große Rolle. Und tatsächlich dauert es insgesamt ca. bis zum 3. Lebensjahr, bis der Darm im Gleichgewicht ist.

Lesen Sie in diesem Artikel …

  • wie die Entwicklung der kindlichen Darmflora abläuft
  • was die kindliche Darmflora aus dem Gleichgewicht bringt und
  • wie Sie den Aufbau einer gesunden Darmflora bei Ihrem Kind unterstützen können

Was ist das eigentlich, die Darmflora?

Sicher haben Sie den Begriff schon einmal gehört, Darmflora. Aber was ist das eigentlich, kurz gesagt? Nun, der menschliche Darm hat sozusagen eine riesige Menge „stiller Mitbewohner“, sogenannte Mikroorganismen. Dazu gehören mehr als 100 Billionen Keime und über 1000 verschiedene Arten von Bakterien. Die Gemeinschaft dieser mikrobiellen Mitbewohner im Darm bezeichnet man als Darmflora bzw. als Darmmikrobiom.

Besonders wichtige Vertreter sind Milchsäurebakterien, wie beispielsweise sogenannte Lactobacillen und Bifidobakterien. Sie verteidigen uns gegen „böse“ Bakterien von außen. Sie kommen ganz natürlich im Darm vor, können aber auch von außen zusätzlich zugeführt werden.

Gemeinsam unterstützen die Darmbakterien die Verdauung und aktivieren und trainieren zudem das Immunsystem. Ein Ungleichgewicht bzw. eine ungünstige Zusammensetzung der Darmflora kann beispielsweise zu Blähungen oder Koliken führen. Viele Babys sind hiervon betroffen. Ist die Darmflora jedoch im Gleichgewicht, so funktionieren diese Mechanismen wunderbar.

Darmflora bei Kindern

Schritt für Schritt zum Gleichgewicht

Vor der Geburt

In der 35. Schwangerschaftswoche ist das Verdauungssystem des Babys zwar schon fast vollständig entwickelt. Bis zur Geburt ist der Darm allerdings noch weitgehend steril. Er wird erst nach und nach mit Darmbakterien besiedelt.

Eine ausgewogene mütterliche Darmflora beeinflusst die Darmflora des Kindes positiv. Während der Schwangerschaft sollte die werdende Mama deshalb auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung achten und auf Alkohol und Nikotin komplett verzichten.

Antibiotika während der Schwangerschaft oder unter der Geburt (z. B. bei einem Kaiserschnitt) können sich hingegen negativ auf das Mikrobiom des Kindes auswirken.

Die große Bedeutung des Geburtsweges

Beim Durchtritt durch den Geburtskanal wird der Säugling mit einer Vielzahl von Vaginal- und Rektalkeimen der Mutter „beimpft“. Diese Keime findet man auch später im Darm des Säuglings wieder. Bei Kaiserschnitt-Kindern lassen sich demgegenüber mehr Haut- und Krankenhauskeime nachweisen. Die Darmflora unterscheidet sich also je nach Geburtsweg.

Der erste Brei verändert viel

Die Ernährung eines Babys in den ersten Lebensmonaten hat einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung, Vielfältigkeit und Stabilität seiner Darmflora. Besonders prägend ist hier die Einführung der ersten Beikost in Form verschiedener Breie zwischen dem 5. und 8. Lebensmonat, denn das kindliche Verdauungssystem ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgereift.

Studien konnten zeigen, dass sich durch die Beikost die Zusammensetzung der Bakterien in der Darmflora maßgeblich ändert. Dies erklärt auch, warum viele Säuglinge in dieser Phase empfindlich und mit Verdauungsstörungen wie Blähungen oder Verstopfung reagieren. Das Verdauungssystem und die Darmflora müssen sich erst auf die Umstellung einstellen.

Der erste Babybrei

Das Kleinkindalter

Erst mit ca. 3 Jahren ist die kindliche Darmflora weitestgehend stabil und ausgereift und ähnelt der von Erwachsenen. Die ersten Lebensjahre sind demnach entscheidend für die Entwicklung einer ausgeglichenen und gesunden Darmflora und eine funktionierende Verdauung.

Kind sitzt auf der Toilette

Später, im Laufe unseres Erwachsenenlebens, verändert sich die Darmflora nur noch geringfügig. Sie reagiert auf äußere Einflüsse, passt sich unseren Ernährungsgewohnheiten an und gerät hin und wieder aus dem Gleichgewicht.

Wie Sie Babys Darmflora unterstützen können –Tipps aus dem Alltag

Stillen gibt der Darmflora Kraft

In den ersten Lebensmonaten reagiert die kindliche Darmflora noch sehr empfindlich auf äußere Reize. Stillen ist hier ein zentraler Faktor, denn: Die in der Muttermilch enthaltenen natürlichen Milchsäurebakterien unterstützen ihren Aufbau. Sie helfen dem Baby schon sehr früh, die Ausbreitung schädlicher Darmbakterien abzuwehren und seine Darmflora zu stärken.

Mutter stillt

Muttermilch enthält außerdem sogenannte Präbiotika, die entscheidend für den Stoffwechsel und das Wachstum der guten kindlichen Darmbakterien sind. Dabei handelt es sich um unverdauliche Nahrungsbestandteile, die Wachstum und Aktivität der Bakterien im Dickdarm fördern.

Vermeiden Sie Stress

Über das vielfältige körperliche Wechselspiel zwischen Darm und Gehirn ist in den letzten Jahren viel geforscht und geschrieben worden. Vielleicht haben Sie auch schon von dem Begriff Darm-Hirn-Achse gehört. Tatsächlich stehen das Gehirn und der Darm über unterschiedliche „Kanäle“, etwa über Darmmikroben, Hormone, Botenstoffe und Nervenzellen unentwegt miteinander in Verbindung.

Befindet sich der Körper im Stress, braucht er mehr Energie, die er auch aus dem Darm bekommt. Der Darm fährt seine Aufgaben herunter, um dem Gehirn zu helfen. Darunter leidet dann aber der Verdauungsprozess, weshalb es beispielsweise zu Verdauungsstörungen kommen kann.

Für Ihr Baby oder Kleinkind heißt das konkret: Sorgen Sie vor jeder Mahlzeit bewusst dafür, dass Ihr Kind beim Essen keinen Stress hat. Lassen Sie ihm stets genug Zeit, schaffen Sie eine ruhige Atmosphäre und sind Sie für Ihr Kind da. Is(s)t Ihr Kind entspannt, so wird sich auch sein Darm entspannen – und umgekehrt.

Darm-Hirn-Schranke

Worauf Sie bei der Ernährung achten sollten

Genauso wie ungesunde Ernährung die Balance stören kann, so kann eine ausgewogene, gesunde Ernährung mit viel Ballaststoffen, Obst und Gemüse und wenig verarbeiteten Lebensmitteln förderlich für eine gesunde und vielfältige Darmflora sein.

Darüber hinaus können auch Probiotika, also Präparate, die eine Vielzahl nützlicher Bakterien enthalten, die gesunde Darmflora fördern. Sie tragen auf vielfältige Weise zu einem gesunden Gleichgewicht der Darmflora bei, beispielsweise indem sie die Ansiedlung förderlicher Bakterien steigern und unerwünschte Bakterien verdrängen. Letztlich haben sie dadurch auch eine positive Wirkung auf die Verdauung und unser Immunsystem.

Eingesetzt werden Probiotika bei typischen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Verstopfung und Durchfallerkrankungen und auch zur Wiederherstellung einer ausgewogenen Darmflora nach Antibiotikaeinnahme bzw. Infekten.

Aber Achtung: Probiotikum ist nicht gleich Probiotikum

Bei der Anwendung eines Probiotikums ist es allerdings wichtig, den richtigen Bakterienstamm auszuwählen. Nicht jeder probiotische Keim (z.B. Lactobacillus A und Lactobacillus B) kann alles und wirkt genauso wie sein ähnlich klingender naher Verwandter. Jeder hat sein eigenes „Spezialgebiet“. 

Der L. reuteri DSM 17938 beispielsweise stammt aus der Muttermilch und er ist einer der , die bis heute wissenschaftlich am besten untersucht sind. Wegen seiner positiven Effekte auf die Darmflora und die Verdauung von Kindern und Erwachsenen wird er mittlerweile vielseitig eingesetzt, unter anderem bei Säuglingskoliken, funktionellen Bauchschmerzen, durch Antibiotika entstehenden Durchfall und zur Vorbeugung von Infekten. Seine Sicherheit ab Geburt ist wissenschaftlich belegt. 

Auf den Punkt gebracht

  • Unsere Darmflora unterstützt unsere Verdauung und unser Immunsystem.
  • Eine ausgeglichene Darmflora mit einer gesunden Artenvielfalt ist wichtig für unsere Gesundheit.
  • Entscheidend für die Entwicklung einer gesunden kindlichen Darmflora sind die ersten drei Lebensjahre.
  • Der Geburtsweg, Stillen bzw. andere Formen der Ernährung und Antibiotika beeinflussen die Zusammensetzung der Darmflora.
  • Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung fördert das Wachstum erwünschter Darmbakterien.
  • Probiotika mit Lactobacillen bringen die Darmflora ins Gleichgewicht und beeinflussen die Entwicklung der kindlichen Darmflora nachhaltig positiv.
Infografik kindliche Darmflora

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